Der Setzkasten – Einblick, Ausblick, Durchblick

Sicher kennen Sie den Setzkasten als Relikt aus alten Druckereien und beliebten Dekoartikel. Sammler schätzen ihn als Ausstellungs-Schublade an der Wand. Für Steine, Münzen, Schlümpfe oder Mini-Eisenbahnen.

Aus den stabilen Holzkästen mit den unterschiedlich großen Fächern fischten fleißige Setzer einst in atemberaubenden Tempo die Bleilettern, um sie zu Sätzen und Seiten zusammenzufügen. Gute Setzer schafften 1200 bis 1500 Zeichen in der Stunde. Zum Vergleich: dieser Text hat 2578 Zeichen. In den Fächern fanden sich nicht nur Buchstaben sondern auch die nicht druckenden Zeichen, das „Blindmaterial“ für die Wort- und Zwischenabstände, sogenannte Quadtrate, Gevierte und Spatien. Ähnlich wie die scheinbar willkürliche Anordnung der Buchstaben auf der Tastatur, richtete sich die Verteilung der Lettern und die Größe der einzelnen Fächer nach der Häufigkeit der Anwendung. Wenn sich beim Ablegen, also dem Zurücksortierten der Lettern nach Gebrauch, ein Buchstabe im falschen Fach befand, so nannte man ihn „Fisch“ und verirrte sich gar eine Letter einer anderen Schrift oder Schriftart in den Kasten, so war das ein „Zwiebelfisch“. Ein lustiges Wort, das Ihnen bestimmt auch schon untergekommen ist.

Bleisatz

Ich hatte das Glück, dass Bleisatz in seinen Grundzügen zu meiner Ausbildung im Studium gehörte. So stand ich mit Winkelhaken in der Hand und rastlos suchendem Blick am Setzkasten und versuchte unter dem strengen Blick unseres Meisters einen Absatz fachgerecht zusammenzusetzen. Das vermittelte ein gutes Gefühl für Buchstaben.

Druckmuseen

Mein realer Setzkasten stammt aus dem Druckmuseum Rendsburg und war für die Schrift „Helvetica breitmager“ angelegt. Für diejenigen, die der Druckkunst etwas mehr auf die Spur kommen wollen, empfehle ich einen Besuch im Druckmuseum Leipzig. Dort bekommt man einen lebendigen Überblick über die technische Entwicklung der Schwarzen Kunst. Besonders beeindruckt hat mich dort die Notenstecherei. In Spiegelschrift und mit unglaublicher Präzision wurden die Noten in Metallplatten gestochen, die Setzer hießen deswegen Stecher. Und wenn der Korrektor einen Fehler entdeckte, musste die Platte an der Stelle neu präpariert werden, um das richtige Notenzeichen neu einzufügen. Da ist die Tastenkombi ⌘Z bzw. Strg+Z ist doch heutzutage eine echte Erleichterung.

Düt und Dat

Mein digitaler Setzkasten beinhaltet Einblicke in meine Arbeit, Ausblicke auf meine Projekte, Seitenblicke auf Themen rund um Grafik-Design und auch die eine oder andere Empfehlung werde ich geben. Ich wünsche viel Spaß beim Stöbern. Ich freue mich auch über Ihre Kommentare oder Fragen.

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